Der Prager Frühling 1968 erreichte auch Saaz. Bereits Mitte der 1960er Jahre kam es in der ČSSR zu einer gewissen politischen Liberalisierung, die sich vor allem in der Kultur bemerkbar machte.
Vertreter der Studentenbewegung äußerten dann im Jahre 1967 offene Kritik am dogmatischen Stalinismus, später schloss sich auf dem IV. Kongress der Tschechoslowakischen Schriftsteller eine Gruppe von Autoren der Kritik an. Es begann der Prager Frühling im ganzem Lande.
Vereine wurden gegründet oder wiederbelebt und die neuen Möglichkeiten der Selbstorganisation und Mitbestimmung ausgelotet. Manche hegten Hoffnungen auf eine Demokratisierung des Landes. Das gesellschaftliche Leben hatte sich erholt, und die Menschen hatten keine Angst mehr, ihre Meinung zu äußern und Kritik auszuüben.

Die Prager Reformkommunisten mit
Alexander Dubček beendeten die Pressezensur und führten die Versammlungs- und Redefreiheit ein. Auch die Wirtschaft des Landes sollte angekurbelt werden, indem marktwirtschaftliche und sozialistische Ideen kombiniert wurden.
Die Saazer Kommunisten waren aber eher konservativ, und noch im Februar 1968 betonten sie die Festigung der führenden Rolle der KP. Dagegen wirkte der politische Frühling besonders an den Saazer Mittelschulen und in Jugendorganisationen, die aus dem alten einheitlichen Jugendverband ČSM neu gegründet wurden. Auch der ursprüngliche Name „Gymnasium“ wurde durch die Reformen im Rahmen des Prager Frühlings 1968 wieder eingeführt.

Die Regierungen in Moskau sowie in anderen Ostblockstaaten sprachen von einer Kontrarevolution in der ČSSR und einer Spaltung des Warschauer Paktes. Die Sowjetunion, Ungarn, Polen, Bulgarien und die DDR brachten ihre Soldaten in Stellung. In der Nacht zum 21. August 1968 besetzten die Truppen auch Saaz.
Die „befreundeten Armeen“ waren an Saaz sehr interessiert. In Windeseile besetzten sie den Flugplatz und das Panzerregiment. Aus strategischer Sicht war die Stadt Saaz nämlich sehr wichtig. In der Stadt gab es mehrere Militäreinheiten. Das war eine große Bedrohung für die Okkupanten, deshalb mussten sie Saaz so schnell wie möglich einnehmen. Antisowjetische Schilder überschwemmten Saaz zu dieser Zeit. Überall in der Stadt wurden Flugblätter verteilt , manchmal sogar auf Panzern, aber zum Glück ist dabei nie etwas passiert.


Dubček und das gesamte Politbüro wurden verhaftet und in die Sowjetunion gebracht. Wenige Tage später mussten sie das „Moskauer Protokoll“ unterzeichnen, das die Reformen rückgängig machte.
Der harte Kern der Kommunisten in Saaz war vorerst noch in „Schockstarre“, aber langsam erholten sie sich und holten sich ihre Stellungen wieder ein. Ihre Macht wurde also langsam wieder konsolidiert.