
Die Neubesiedlung von Saaz begann gleich nach dem Krieg. Die ersten Neusiedler, die jetzt aus Prag oder anderen Gebieten in die Grenzgebiete wanderten spontan aufgrund der Aufrufe, die es in der Presse gab, oder von Presseartikeln, die dazu aufriefen, den Besitz der Deutschen unter „nationale Verwaltung“ zu übernehmen. Es gab aber auch sog. Goldgräber, die Saaz aufsuchten, um dort Wohnungen auszurauben, und dann wieder nach Prag oder in andere Städte zurückfuhren.
Die beschlagnahmten und konfiszierten Besitztümer der deutschen Bevölkerung wurden de facto nicht verschenkt, sondern es mussten dafür Übernahmepreise entrichtet werden, die allerdings sehr niedrig waren und teilweise eher symbolischen Charakter hatten. Auch die Bauernhöfe und der landwirtschaftliche Boden wurden zu sehr niedrigen Preisen veräußert.
„Das Grenzgebiet ist die Vorhut zum Sozialismus“, lautete die auf parteiinternen Kaderversammlungen der tschechischen Kommunisten die zu vernehmende Losung. Entsprechende Planungen waren sowohl im Moskauer Exil als auch im einheimischen Widerstand unternommen worden. Im zweiten Fall beteiligten sich daran auch linksgerichtete Nicht-Kommunisten.
Am weitesten fortgeschritten waren bereits Anfang Mai 1945 die Pläne über die Bodenreform, die in ihrer ersten Phase faktisch auf die Konfiskation des deutschen Grundbesitzes und dessen Übertragung an die Neusiedler und den Staat hinauslief.
Die Wahlen zur verfassungsgebenden Versammlung der Tschechoslowakischen Republik fanden am Sonntag, den 26. Mai 1946, statt. Es war die erste Wahl in der Tschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg, die einzige vor der Machtübernahme durch die Kommunisten, und sie wird oft als die letzte freie demokratische Wahl für mehr als vierzig Jahre bezeichnet, wobei anzumerken ist, dass es sich noch nicht einmal um eine völlig freie Wahl handelte, da nur die Parteien der Nationalen Front an der Abstimmung teilnehmen konnten, während rechte und konservative Parteien überhaupt nicht kandidieren durften. Außerdem war nach den Wahlen keine Opposition vorgesehen; die Wahlen sollten lediglich das Kräfteverhältnis innerhalb der Regierung der Front National bestimmen. Man sprach auch von der Diktatur der Nationalen Front, deren Weichenstellung schon im Kaschauer Programm festgelegt wurde. Aus den Wahlen ging die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei mit 32% der Stimmen als Sieger hervor. In der Stadt Saaz war der Anteil der Wähler der KPČ noch höher.

Die größte ethnische Gruppe in Saaz sind jetzt die Tschechen, die vor allem im Rahmen staatlicher Programme zur Besiedlung des Grenzgebiets aus dem tschechischen Hinterland zuwanderten. Aber auch viele Angehörige der Svoboda Armee, die schon während ihrer Gründung in der Sowjetunion von den Kommunisten, nämlich ihren von ihrem militärischen Abschirmdienst OBZ infiltriert war.

Eine wichtige Gruppe waren die sogenannten wolhynischen Tschechen. Es handelt sich um die Nachkommen tschechischer Emigranten, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ins zaristische Russland ausgewandert waren und sich in den fruchtbaren Ebenen der Provinz Wolhynien in der Westukraine niederlassen durften. Sie hatten landwirtschaftliche Erfahrungen und eigneten sich deswegen für die Ansiedlung in Saaz
Die wolhynischen Tschechen wurden bei der Besetzung von Bauernhöfen bevorzugt. Daher mussten einige der bereits besetzten Grundstücke von den bisherigen Verwaltern aufgegeben und an wolhynische Einwanderer vergeben werden. Dies erwies sich später als einer der Hauptgründe für die Feindseligkeit gegenüber dieser ethnischen Gruppe.
Das schwierige Zusammenleben der wolhynischen Tschechen mit den anderen Einwohnern von Saaz wurde durch offensichtlich unterschiedliche Wahlpräferenzen im Jahr 1946 noch verschärft: Während die Tschechen und Slowaken überwiegend die Kommunistische Partei wählten, stimmten die Remigranten für die tschechischen Nationalsozialisten und die Volkspartei. Die wolhynischen Tschechen verheimlichten damit nicht ihre negativen Erfahrungen mit der Praxis der Bolschewisierung der Landwirtschaft, die der Hauptgrund für ihre negative Identifikation mit der Kommunistischen Partei war. Sie waren vor Stalin geflohen, standen jetzt aber wieder unter Beobachtung des Staatssicherheitsdienstes, und 1948 waren sie erneut unter der kommunistischen Herrschaft und damit von der Kollektivierung betroffen.
