Mittelalter

Im Gebiet von Nordwestböhmen spielte Saaz schon im frühen Mittelalter eine wichtige Rolle. Es ist bereits in der Chronik von Thietmar von Merseburg aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts erwähnt, als Heinrich II. gegen Prag zog. Und auch aus anderen Quellen wissen wir, dass Saaz eine sehr repräsentative Kastellanburg mit einem Netz von Vorburgsiedlungen hatte und dass es mit seinem fruchtbaren Hinterland von großer Bedeutung für die Region war.

Heinrich II. Römisch-deutscher Kaiser (973-1024) Jindřich II.

Erstmals urkundlich belegt ist die Stadt 1004 in der Chronik von Thietmar vom Merseburg. Darin ist zu lesen, dass der deutsche König Heinrich II. dem böhmischen Fürsten Jaromir bei dessen Kampf gegen den polnischen Fürsten Boleslav zu Hilfe kam. Thietmar beschreibt es wie folgt:
„Der König, dessen Marsch sich durch das Zuspätkommen der Bayern noch etwas verzögert hatte, kam an eine Burgsiedlung Satz genannt; er fand freundliche Unterstützung bei ihren Bewohnern, die ihm sogleich die Tore öffneten und die polnische Besatzung erschlug.“

Im 12. Jahrhundert, begünstigt durch die Lage an der Handelsstraße von Prag nach Eger, erfuhren auch Handel und Handwerk einen großen Aufschwung. Die alte Burganlage aus dem zehnten Jahrhundert wurde ausgebaut. Schon Wenzel I. (1205-1253) hatte mit Hilfe von Lokaltoren die Kolonisierung und der Grenzgebiete gefördert, und die Zuwanderer kamen aus dem ganzen Heiligen Römischen Reich.

Die Karlsbrücke in Prag

Die Karlsbrücke in Prag ist ein Symbol für die Handelswege in Mitteleuropa und hat die Hauptstadt auch mit Saaz verbunden. Über die Brücke verlief auch die Via Regia – der Königsweg von Prag über Saaz und Eger nach Nürnberg und weiter ins Römische Reich und nach Westeuropa.

Europa verändert sich im zwölften Jahrhundert. Es setzt eine große Migrationsbewegung ein. Früher wurde diese als Kolonisation bezeichnet, heute benutzen wir dafür andere Begriffe. Es kommt zu einer Abwanderung aus den übersiedelten zentralen deutschen Gebieten nach Osten. Im zwölften Jahrhundert betraf das zunächst die Gebiete von Schlesien, Groß- und Kleinpolen, und im Süden kamen österreichische und deutsche Aussiedler über das heutige Ungarn bis nach Siebenbürgen. Böhmen, das wie ein großes Becken von Bergen umgeben ist, wird erst später zum Ziel dieser Migrationswelle.
Das folgende 13. Jahrhundert ist in der Geschichte Europas eine Zeit des Umbruchs. Das Heilige Römische Reich durchlebt eine große Krise. Es war kein deutscher mittelalterlicher Staat, sondern eine Art große Konföderation auch mit verschiedenen nichtdeutschen Nationen und Gebieten: französischen, holländischen, italienischen aber auch tschechischen. Das böhmische Königreich erlebt in dieser Zeit im Gegensatz zum Heiligen Römischen Reich einen gewaltigen Aufschwung.

Ottokar II. (1232-1278)

Die letzten Přemysliden bemühen sich stark um das „translatio imperii ad Bohemos“, also die Übertragung der römischen Kaiserwürde nach Böhmen. Es ist die Zeit des Přemysl Ottokar II.. Er gründet in Böhmen eine Reihe von königlichen Städten als Rückhalt für die königliche Macht. Es ist auch hier der Přemysl Ottokar II. der Saaz im Jahre 1265 als bedeutender Königs- und Kreisstadt wichtige Privilegien verlieh, vor allem die eigene Gerichtsbarkeit und das Meilenrecht.

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