Der Wandel in Saaz

Unterzeichnung des „Westfälischen Friedens“ 1648 in Münster

Mit dem „Westfälischen Frieden“ von 1648 endete der 30-jährige Krieg. Saaz lag in Trümmern. Vor dem Krieg zählte die Stadt 4.200 bis 4.500 Bewohner. Im Jahre 1651 waren es nur noch 2.167. Dieser Krieg und die Niederlage des Ständeaufstandes hatten noch zwei große Folgen: Die Stadt war eindeutig utraquistisch. Natürlich kam den Siegern, den katholischen Habsburgern, eine Zulassung der evangelischen Religion in Böhmen überhaupt nicht in den Sinn. Es wurde angeordnet, dass jeder, der sich nicht zum katholischen Glauben bekennt, Saaz und das Land verlassen muss. Dies galt für das ganze Königreich. Manche Saazer wandelten
daraufhin scheinbar ihren Sinn und konvertierten zum Katholizismus. Andere haben das abgelehnt. Wir rechnen damit, dass etwa 140 bis 150 Bürgerfamilien Saaz verlassen haben.

Jetzt kam es zu einem erneuten Zuzug deutscher Siedler in das Saazer Land. Die weltlichen und auch die kirchlichen Mächte waren bestrebt, die durch den langen Krieg stark reduzierte Wirtschaftskraft wieder zu beleben und förderten die Wiederansiedlung in den stark dezimierten Regionen.

Wenn wir in den Saazer Bürgerbüchern nach den Neubürgern forschen, dann sehen wir, dass der Zustrom neuer Menschen aus Deutschland, insbesondere aus Bayern, Meißen und den deutsch sprechenden Gebieten im Kaiserwald und im Erzgebirge, zunimmt. Ungefähr bis zum Jahre 1710 wird das Stadtbuch in tschechischer Sprache geführt. Erst dann beginnt die deutsche Sprache vorzuherrschen.

Auch im Umland, das bis dahin vorwiegend vom Tschechen besiedelt wurde, ist jetzt ein starker Zuzug deutschsprachiger Siedler zu verzeichnen. Von einer Germanisierung kann man dabei jedoch noch nicht sprechen, denn der Zuzug erfolgte nicht aus nationalen, sondern aus wirtschaftlichen Interessen.
Das Land südlich der Eger war vor dem 30-jährigen Krieg noch tschechisch besiedelt gewesen. Da gab es keine Deutschen. Das merkt man auch an den Ortsnamen, das sind alles tschechische Ortsnamen, die eingedeutscht wurden.

Der Saazer Dialekt ist auch unter all den deutschsprachigen Dialekten im Böhmen der einzige, der fränkisch ist, der also am stärksten mit den in Nordbayern gesprochenen Dialekten verwandt ist . Er lässt sich am besten mit den Dialekten von Hof und Naila vergleichen. Von dort müssen also noch einmal Siedler nach dem 30-jährigen Krieg ins Saazer Land gekommen sein.

Kapuziner Kloster in Saaz

Ab dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts trat nun auch im kirchlichen Leben eine Wende ein. Jetzt waren die Bewohner im Gefolge der Gegenreformation wieder vorwiegend katholisch. In den Jahren von 1676 bis 1684 wurde das Saazer Kapuzinerkloster erbaut, das bis 1950 bestand. Neben dem Konventgebäude wurde ein weitläufiger Kräutergarten angelegt. Der Klostergarten ist heute wie ein kleiner Park gestaltet und lädt inmitten der Stadt zum Entspannen ein.

Im 18. Jahrhundert entfalteten sich Hopfenanbau und Hopfenhandel zur vollen Blüte. In ganz Europa war inzwischen bekannt, dass der beste Hopfen aus Böhmen kommt. Insbesondere der Saazer Hopfen war von hervorragender Qualität, sodass schon damals ein großer Teil exportiert wurde. In den umliegenden Dörfern bauten wohlhabende Bauern auf großen Plantagen das „grüne Gold“ an.

Saaz – Žatec Václav Holler (1607-1677)

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