
Das Revolutionsjahr 1848 war in Europa das Jahr der nationalen Einheits- und Unabhängigkeitsbewegungen. Dies betraf vor allem Deutschland und das habsburgische Österreich und damit natürlich auch Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien. Nun kam es hier zu ersten Konflikten zwischen beiden Volksgruppen.
Eine bedeutende Zäsur in den tschechisch-deutschen Beziehungen insgesamt war das Jahr 1848. Hier, könnte man sagen, bricht etwas zusammen und dies sehr grundsätzlich.
Die tschechische Gesellschaft und damit auch die in Saaz fordert ihre nationale Emanzipation und eine wichtigere Rolle innerhalb der österreichischen Monarchie. Die österreichischen Deutschen dagegen haben aber ein Problem mit der Loyalität gegenüber dem österreichischen Kaiser und blicken eher in Richtung Deutschland. Auch für Saaz ist das Jahr 1848 eine Zäsur. Es ist eine Zeit, in der damals noch tschechische Bürgermeister Frantischek Jelínek den Ausgleich zwischen Tschechen und Deutschen unterstützte.
Dagegen haben die Saazer Deutschen für das Frankfurter Parlament votiert, für ein Parlament, das ein vereintes Deutschland anstrebte, und so verrieten sie irgendwie die österreichische Monarchie.

Es ist eine Zeit, in der es, wie ich schon sagte, zu einer bedeutenden Zäsur kommt. Für die zwei Sprachgruppen wird die Sprache ein Zeichen der Identifikation oder zum Merkmal, und sie entfernen sich voneinander.
Im Jahr 1848 wurde jedoch auch der Grundstein für das Saazer Theater gelegt, im April 1849 fand bereits die erste Aufführung statt. Schon bald wurde diese Bühne zum kulturellen Mittelpunkt der Stadt, und die Aufführungen brauchten einen Vergleich mit denen in Wien oder Salzburg durchaus nicht zu scheuen.
Mit der industriellen Revolution in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verdreifachte sich die Bevölkerung. Neben Brauereien und Mälzereien entstanden nun viele neue Betriebe in der Stadt. Es gab jetzt Zuckerfabriken und Firmen, die Hufnägel, Fichtenpech, Konserven, Kartonagen und Drahtseile produzierten. Viele Handwerksbetriebe und sogar eine Pianofabrik waren hier ansässig. Die meisten Betriebe befanden sich in deutscher oder jüdischer Hand.
